Lehrerpersönlichkeit definieren

So kommst du deiner Lehrerpersönlichkeit auf die Spur

Hier kannst du dir diesen Text als Podcastfolge anhören.

Vor einiger Zeit las ich in einer Facebookgruppe für Lehrer:innen die Frage: „Was versteht IHR eigentlich unter dem Begriff „Lehrerpersönlichkeit“? Gute Frage! Mittlerweile stolpert man ja immer wieder über diesen Begriff, wenn es um „guten Unterricht“ geht: Auf die Lehrperson komme es an, man brauche eine starke Persönlichkeit für diesen Job, selbst bei Heidi und Dieter in der Show zählen nicht nur gutes Aussehen und Talent um in die nächste Runde zu kommen sondern auch ganz viel personality

Spaß beiseite. Unter besagtem Facebookpost schrieb jemand: „Also, ICH kann mit dem Begriff nichts anfangen. Dann müsste es auch so etwas wie Kellnerpersönlichkeit geben, Bäckerpersönlichkeit usw.“

Recht hat er, irgendwie. Denn tatsächlich kann sich niemand von uns EINE eindeutige Persönlichkeit zuschreiben. Je nach Umgebung und Umständen sind wir in der Lage, uns anzupassen und das tun wir auch – mal mehr, mal weniger bewusst.

Anpassung kann so nützlich sein …

Nicht aus dem Rahmen zu fallen – das verschaffte uns vor hunderttausend Jahren bereits Sicherheit in unserem Rudel. Jedes Ausscheren konnte da den Tod bedeuten, und so sitzt das auch heute noch tief in uns drin. Obwohl heute niemand mehr hier sterben muss, wenn er sein eigenes Ding macht. (Was ich hier ja auch immer wieder predige., z.B. in der bereit 3 Jahre alten Lockerlehrerpodcastfolge „Habe den Mut, dein Ding zu machen“.)

Wir alle spielen – ob wir das nun wollen oder nicht – permanent unterschiedliche Rollen: Unsere Identität besteht aus ganz verschiedenen Schichten: Auf dem Elternabend bist du eine andere als auf dem Kollegiumsausflug oder in deinem Fußballverein, in Gegenwart deiner besten Freundin bist du eine andere als wenn du Omi besuchst. Und das ist okay, denn es befähigt uns, bei der Arbeit zu funktionieren, selbst wenn wir uns dort nicht wohlfühlen und auch mit Menschen, die wir nicht wirklich mögen, irgendwie klarzukommen.

Rollenspiele kosten Kraft

Problematisch wird dies nur, wenn wir unsere höchstpersönlichen Wertvorstellungen in diesem Rollenspiel permanent beiseiteschieben müssen oder wenn wir diese Identitäten miteinander vermischen.  

Wenn du in der Fußballumkleide den Bestimmer spielen willst, weil du das ja vormittags im Klassenzimmer auch tust …

Wenn du dich vor dem selbstbewussten Kollegen genau so klein fühlst, wie damals vor deinem cholerischen Fachleiter …

Wenn du Omi plötzlich wie deiner besten Freundin deine wildesten Männergeschichten auf die Nase binden möchtest.

Dann stimmt was nicht.

Leg das verflixte Ref-Ich ab!

Warum erzähle ich das Ganze? Weil ich ganz oft in Coachings vor allem mit Frauen zu tun habe, welche, – obwohl sie seit Jahren bereits in diesem Beruf ihre Frau stehen – noch ganz stark mit ihrer Referendariats-Identität verbunden sind: So als säße nach wie vor die Seminarleitung hinten in ihrem Unterricht – bewaffnet mit einem „Beobachtungsbogen: Lehrerpersönlichkeit“ …

Okay, im Ref darfst du gerne mal alle Merkmale einer guten Lehrerpersönlichkeit durchspielen, die du bei Hilbert Meyer und John Hattie findest. Im Ref sollst du immerhin lernen, extrem flexibel und anpassungsfähig als Lehrperson zu sein. Du musst oft Dinge annehmen, hinter denen du vielleicht selbst – noch – gar nicht wirklich stehst, weil sonst deine Mentorin beleidigt ist, oder du tust am Elternabend bewusst totaaaal souverän, damit die Eltern keine Bedenken haben, dass du Greenhorn mit auf Klassenfahrt fährst, dabei machst du dir vor Angst in die Hose…

Wie gesagt –  Anpassungsfähigkeit ist wichtig, doch sie darf dich nicht zur Profillosigkeit ausarten, denn dann schwächt sie dich, statt dass du dich dadurch in Sicherheit wiegen könntest. Nicht nur ständiges Überschreiten deiner eigentlichen Belastungsgrenzen, auch das Verdrängen deiner tatsächlichen Stärken und Wertvorstellungen – und das vermutlich den ganzen Tag – das MACHT was mit dir. Das kostet dein System messbar Kraft. Merkste selber, oder?

Wie lässt du los, was dich schwächt?

Wie findest du wieder zurück zu deinen eigentlichen Stärken?

Wie findest du zurück zu dem Antrieb, der damals dazu führte, dass du Lehrerin werden und das Schulsystem verändern wolltest?

Wie stabilisierst du DEINE persönlichen Wertvorstellungen, die als Basis deines täglichen Handels herhalten?

Indem du  öfter mal innehältst und dir DEINER selbst bewusst wirst – dir und deiner authentischsten Rolle als Lehrperson.

Jeder hat eine andere Vorstellung von „idealer Lehrerpersönlichkeit“

Wir alle, die wir in eine Schule gegangen sind, haben bestimmte Vorstellungen davon, was eine „Lehrperson“ ist. Und auch wenn es da gewisse Stereotype gibt, möchte ich behaupten: Jeder von uns hat ein anderes „Ideal“ einer Lehrperson im Hinterkopf. Unsere höchstpersönlichen Lehrer:innenbilder sind geprägt von den Erfahrungen, die wir selbst als Kind in der Schule gemacht haben, geprägt von den Erwartungen, die von Medien, Studium und Referendariat geschürt wurden und schließlich von denen, die wir anhand unseres eigenen Lehrerlebens, – Lehrer ER-lebens! –  machen durften.

Aber entspricht  dieses Bild wirklich DEINEM Ideal? Vielleicht hast DU viel mehr zu bieten als all deine Lieblingslehrer:innen zusammen. Vielleicht fehlt an deiner Schule genau DEINE Eigenart ganz besonders – du lebst sie nur bisher noch gar nicht aus! Kinder brauchen aber unterschiedliche Lehrerpersönlichkeiten, an denen sie wachsen können. Auch deine ist wichtig und vor allem: richtig! Lass sie wachsen und gedeihen. Orientiere dich dabei nicht an falschen Vorbildern.

Such dir Vorbilder, die deiner Persönlichkeit entsprechen!

Vielleicht hattest du in der Grundschule eine Lieblingslehrerin, die du heute noch verehrst. Doch was brauchen die Kinder von heute wirklich? Vielleicht wolltest du immer eine supercoole Lehrperson sein – hey ho! Aber entspricht denn dir und deiner Persönlichkeit „Cool-Sein“ wirklich? Wärst DU nicht eine viel bessere, glücklichere Lehrperson, wenn du das von dir angestrebte  „cool“ durch „impulsiv“ ersetzen würdest – und damit einfach DU SELBST wärst?

Kommen die Disziplinprobleme in deinem Unterricht tatsächlich dadurch zustande, dass du nicht so streng  bist wie der Lateinlehrer, oder gewinnst DU den Respekt deiner Klasse nicht viel eher, wenn du SIE mit mehr Respekt behandelst?

Ich bin dafür, dass wir alle wieder etwas mehr auf unsere Intuition hören und erspüren üben, was unser Gegenüber WIRKLICH braucht. Dafür braucht es immer wieder dieses Innehalten. Auch wenn es wunderbar ist, von guten Vorbildern zu lernen, kopiere niemanden.

Bei einem meiner persönlichen Mentoren, Jay Shetty, fand ich folgenden schönen Satz: „Es ist besser, die eigene Tätigkeit zu verrichten – selbst wenn sie unvollkommen ausgeführt wird – als die Aufgabe eines anderen zu übernehmen und sie vollendet auszuführen.“ (Psst…gilt vermutlich NICHT immer fürs Ref..)

Sei authentisch –  deinen Schüler:innen zuliebe!

Wenn das, was du dir abkuckst, zu deiner Persönlichkeit, deinen Werten, deiner Art nicht passt, ist diese Schauspielerei nicht nur für dich total anstrengend, auch deine Schüler:innen merken, dass du nicht ganz echt bist. Und darauf werden sie 100% reagieren! Sie merken unbewusst: „Mit dem stimmt was nicht“ und diese Orientierungslosigkeit leben sie aus in Form von Grenzüberschreitungen, Unterrichtsstörungen oder auch Rückzug. Du bist also NOCH ein bisschen strenger oder hörst dich nach zig neuen Belohnungssystem um, wirkst für die Klasse NOCH verzweifelter – ein Teufelskreis, dabei meinst du es doch soooo gut!

Es ist schon okay, hier und da mal in Besuchsstunden ein bisschen Theaterspielen zu müssen. Jeder, der in deinem UB im Raum sitzt weiß ja um die Umstände, auch deine Schüler:innen. Doch mach ihnen nicht dauerhaft was vor. Sei ein Leithammel, steh MIT ihnen im Feuer, wachse, lerne, arbeite gerne an dir, doch hin in eine Richtung, die dir selbst, deinen Stärken, deinen Wertvorstellungen entspricht. Du kannst nicht ALLES sein.

In der Podcastfolge „Lasse Kollegen! Ein Leib – viele Glieder“ mehr darüber, dass es UNTERSCHIEDLICHE Persönlichkeiten in deinem Kollegium BRAUCHT, weil auch deine Schülerschaft so heterogen ist.

Also sei ruhig wählerisch in der Wahl deiner Vorbilder, lege die alten, die in FRÜHEREM Kontext vielleicht genau richtig und wichtig für dein Wachstum waren, zugunsten deiner HEUTIGEN Wertvorstellungen bzw. der sich ebenfalls stetig verändernden Schülerschaft ab.

Was unsere Schüler:innen heute um sich brauchen und dich von Google und Co unterscheidet, ist BEGEISTERUNG. DANN springt ein Funke beim Lernen über. Es braucht authentische Lehrerpersönlichkeit, die in Krisenzeiten, (aber eben auch nicht immer…) auch mal gestresst in die Klasse gerannt kommt, weil sie stumpf das abarbeitet, was vor ihr andere auch schon auf diese Art gemacht haben, weil sich das ja so und so gehört. (Alleinschon…)

Habe den Mut, dein Ding zu machen!

So beschnitten unterrichten zu müssen, sich NICHT mehr auf seine eigenen Werte, seine eigenen intuitiven Bedürfnisse und das seiner Klasse einzulassen – DAS kostet Kraft. (NICHT etwa allein diese anstrengende 7c!)

Im Flow sein, begeistert sein, mit dem Gefühl, etwas für dich SINNvolles zu tun, DAS verleiht dir Bärenkräfte, oder??

DU sagst mir jetzt: „Aber Lydia, wenn du wüsstest, was bei uns gerade coconabedingt los ist! Da BLEIBT kein Platz für eigenes.“ Dann frage ich dich: WIRKLICH nicht?

Was genau von dem, was DICH begeistert hast du denn bisher VERSUCHT unter Coronabedingungen in abgespeckter Form umzusetzen?

Ein Beispiel habe ich hier für dich: Die Gymnasiallehrerin Anika Osthoff, die sich auf Instagram „lehrermutterleben“ nennt, hat neulich von Freitag auf Montag arrangiert, dass ihr gesamtes Gymnasium im Rahmen einer Challenge TANZT! Ich wünschte, du könntest sehen, mit was für einem Strahlen sie in ihrer Instastrory davon erzählt hat …

SOLCHE Erlebnisse bleiben haften, schweißen Klassen und Kollegien zusammen. Doch es braucht Menschen, die einfach mal vorschlagen, die einfach mal MACHEN – TROTZ Corona und Klausurenplan und die dadurch für BLEIBENDE Veränderungen und eine positivere Haltung Schule gegenüber sorgen.

So etwas in der Schule zu erleben, DAS verschafft Bärenkräfte. Und die brauchst du immer wieder in diesem Job, oder?

Wann hast du zum letzten Mal diesen Flow in der Schule erlebt? Wo könntest DU ihn anschubsen? Es muss ja nicht gleich eine ganze Schulchallenge sein. Doch ich bin sicher, auch in deinem Klassenzimmer ist noch Raum für Flow und Begeisterung.

Lass dir helfen!

Was ist es, was DICH hemmt, DIE Lehrperson zu sein, die eigentlich in dir brennt und dich endlich trauen, DEINE wildesten Ideen in deine Schule zu bringen? Halt bitte immer mal wieder inne und schau, was du TATSÄCHLICH zu befürchten hast!

Vielleicht aber hast du schon SO viel Blödsinn erlebt, dass du tatsächlich vergessen oder verdrängt hast, was denn DEINE Wertvorstellungen, DEINE Stärken und Vorlieben in der Schule überhaupt sind, weil du SO damit beschäftigt warst, im außen alles zu bedienen ALLES richtig und ALLES gut machen zu wollen (oder aber, dich über all die Grenzen, die dich dabei umgeben zu beschweren..)

WENN das so ist: Lass dir helfen! Lass dir die richtigen Fragen stellen, Übungen mit auf den Weg geben, dir selbst auf die Spur kommen und vor allem: praktische Ideen mitgeben, anhand derer du mehr von dem in die Schule bringen kannst, was für dich und deine Schützlinge zur KRAFTQUELLE werden kann. Was deine BEZIEHUNGEN lebendiger werden lässt und was DICH stark macht – auch für Kritik und Krisen.

Achtung – WERBUNG. Genau DIESE Themen sind es, die mein Mann Alexander Clahes, auf Instagram heißt er @der.psychologiker – und ich in Form eines 4-wöchigen Onlinekurses im November mit 20 Teilnehmerinnen behandelt haben. DAS war UNSER Flow-Erlebnis: Das war SO wundervoll, dass wir dieser LockerLehrerCommunity sehr gerne weiterhin damit dienen wollen. Mit wöchentlicher Zoom-Konferenz mit Input und Austausch, Facebookgruppe mit Impulsen und Antworten auf höchstpersönliche Fragen via Videobotschaft, Meditationen und Entspannungsübungen, die helfen, öfter mal runter- UND sich selbst auf die Spur zu kommen. Ein festes Programm, dass Lehrerpersönlichkeit, Kraftquellen, Beziehungspflege und Kritikfähigkeit im Schulalltag festigt und gleichzeitig höchst flexibel auf die individuellen Bedürfnisse von maximal 20 Teilnehmer:innen eingeht. Wenn du wissen möchtest, wann der nächste Kurs stattfindet und wie viele freie Plätze es noch gibt, erfährst du HIER.

Alex und ich würden uns wahnsinnig freuen, DICH ein Stück begleiten zu dürfen, hin zu einer stabilen Lehrerpersönlichkeit. DEINER Lehrerpersönlichkeit.

ZUSAMMENFASSUNG

  1. Wir alle sind permanent mit bewussten und unbewussten Anpassungsleistungen beschäftigt und das ist auch sinnvoll so. Unsere Lehrerpersönlichkeit wird sich also niemals auf ganz und gar einzigartige Art und Weise zeigen können – dafür haben wir ja mit viel zu vielen Menschen und Umständen in der Schule flexibel umzugehen.
  2. Was eine stabile Lehrerpersönlichkeit ausmacht, sind eigene Werte und ein konsequenter Einsatz der tatsächlich vorhandenen Stärken, Grenzen und intuitiven persönlichen Ideen. Weil wir nur SO die stetig wechselnde Schülerschaft tatsächlich erreichen und ihr Orientierung liefern können. Vor allem in unsicheren Zeiten braucht es Authentizität im Klassenzimmer, in Verbindung mit grundsätzlicher Stabilität.
  3. Stabilität ist jedoch nur dann gegeben, wenn ich grundsätzlich mit mir und meiner Art im Reinen bin, meine Stärken und Interessen kenne und lebe, mit meinen Schwächen gnädig bin, – denn zum Glück gibt es ja auch noch die so ganz ANDEREN Lehrpersonen, auf deren Stärke ich mich verlassen kann, wenn sie nicht gar zum Vorbild für mich taugen.
  4. Spiele ich dagegen ständig Rollen, die meinen Werten und Talenten nicht entsprechen, stört das nicht nur meine Beziehung zu mir selbst und zu anderen, es kostet mich auch entsetzlich viel Kraft, die ich doch eigentlich für diesen Beruf aktuell so dringend brauche.
  5. Loslassen veralteter Lehrerrollenbilder lautet die Devise. Offenheit für persönliches Wachstum. Mutausbrüche – um eine neue Richtung anzupeilen. Und es braucht die EINE kleine praktische Veränderung, mit der du HEUTE schon den ersten Schritt in diese Richtung gehen kannst. Was auch immer dir BISHER das Lehrerleben schwer gemacht hat. Dir die Leichtigkeit nimmt. Dich hemmt, deine Lehrerpersönlichkeit zu stabilisieren – alles BEGINNT mit diesem EINEN Schritt.
  6. Möchtest du diesen Weg nicht alleine gehen, sondern gemeinsam mit 20 Gleichgesinnten, mit Lehrercoaching-Ideen UND psychologischer Begleitung, schau dich gerne HIER um. Der.psychologiker und ich begleiten dich von Herzen gern.

Bis dahin: Locker Lehrer!